Erscheinungsdatum: 2.Juni 2025
Ich bin kein Philosoph im akademischen Sinne – und womöglich ist es gerade das, was mich in eine ehrwürdige, alte Linie stellt. Sokrates schrieb keine Bücher, sondern stellte Fragen, die erschütterten. Epiktet, einst ein Sklave, philosophierte nicht aus Elfenbeintürmen, sondern aus dem gelebten Ringen mit der Wirklichkeit. Und Heraklit von Ephesos, der Aussenseiter unter den Denkern, verkörperte seine Philosophie nicht durch Theorien, sondern durch radikale Lebenspraxis.
Wie sie glaube ich nicht an Wissen um seiner selbst willen, sondern an das Denken als inneren Pfad zur Selbsterkenntnis. Mich interessiert nicht der Glanz akademischer Titel, sondern die Frage, wie man in einer lauten, getriebenen und illusionstrunkenen Welt ein aufrichtiges Leben führt.
Dieses Buch konnte nur geschrieben werden, weil ich bereit war, geistige Häute abzustreifen: Dogmen, die mich einengten. Prägungen, die mich formten. Selbsttäuschungen, an die ich lange glaubte. Ich musste erfahren, dass echtes Denken keine Zierde ist, sondern ein Prozess der Entkleidung – manchmal schmerzhaft, aber immer befreiend.
Denn in der Nacktheit des Geistes liegt seine Würde: nichts beschönigen, sondern das Wesentliche freilegen. Ich glaube nicht an Erlösungsversprechen. Ich glaube an Selbstverantwortung. An das Denken als moralischen Akt. An die Tugend als tragendes Gerüst des inneren Menschen. Und an die Möglichkeit, trotz aller Zumutungen des Lebens aufrecht zu bleiben – nicht aus Trotz, sondern aus Überzeugung.